Die Euro-Abgasnorm sorgt für Wirbel und Fragen bei Autofahrern. Beispielsweise müssen alle ab dem 1. September 2019 neu zugelassenen Pkw die neue Norm 6d-TEMP erfüllen. Doch was hat es eigentlich mit den verschiedenen Normen auf sich und worauf müssen Sie als Autofahrer achten? In diesem Artikel erfahren Sie es.

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Was soll es sein? Abgasnormen Euro 5, 6d oder doch lieber 6d-Temp? (Quelle Bild: euthymia/fotolia)

Die Geschichte der Abgasnormen in der Euro-Zone

Die EU-Kommission legt Richtlinien über die zulässigen Schadstoff-Emissionen von Kraftfahrzeugen fest. Zu diesen durch EU-Normen festgelegten Grenzwerte zählen Kohlenmonoxid (CO), Kohlenwasserstoffe (HC), Stickoxide (NOx), Partikel (PM) und Nichtmethankohlenwasserstoffe (NMHC). Die Grenzwerte wurden in der Vergangenheit typen-spezifisch weiter verschärft, um die Luftbelastung zu reduzieren. Startend bei Euro 1 (1992) über Euro 2 (1996), Euro 3 (2000), Euro 4 (2005), Euro 5 (2009) bis zu Euro 6 (ab 2014).

Technische Entwicklung von Partikelfilter

Entsprechend entwickeln die Autobauer seither Partikelfilter zur Verringerung der Umweltbelastung. Die meisten Filter arbeiten nach dem Wandstromprinzip, das bedeutet, dass das Abgas eine poröse Wand durchströmen muss, währenddessen die Feinstaubpartikel im Filter hängen bleiben.
Der Unterschied bei den einzelnen Autobauern besteht zum Großteil nur in der Art wie der Filter selbst gereinigt wird.

Welche Euro Abgasnorm hat mein Auto?

Seit Jahren schon hören wir über die verschiedenen Abgasnormen – ob Euro 4, Euro 5, Euro 6 oder jetzt Euro 6d-TEMP. Ganz selbstverständlich fragen sich viele deutsche Dieselfahrer: Was ist mit meinem Wagen? Darf ich bald nicht mehr in bestimmte Innenstädte oder andere Bereiche fahren?

Und vor allem: Wie finden ich jetzt heraus, ob mein Auto vom Diesel-Fahrverbot betroffen ist? Die Antwort liegt in Ihrem Fahrzeugschein. Mit Hilfe der Zulassungsbescheinigung 1 Ihres Fahrzeugs finden Sie heraus, ob Ihr Auto von der Abgasnorm betroffen ist. In älteren Papieren (vor 2005) richten Sie sich nach den Angaben im Feld „Schlüsselnummer zu 1“. Neuere Papiere ab 2005 geben Aufschluss im Feld „14.1“. Finden Sie im besagten Feld eine Nummer von 0 bis 88 erfüllt Ihr Fahrzeug lediglich die Abgasnormen Euro 1 bis 4. Viele der kurz- und mittelfristig erlassenen Fahrverbote werden Ihr Auto treffen. Diesel mit der Norm Euro 5 sind mit 35A0 bis 35M0 gekennzeichnet. Auch in dieser Euro-Norm kommen viele Diesel-Fahrverbote auf Deutschland zu. Besser haben es da Fahrzeug-Besitzer, dessen Diesel die Schlüsselnummern 36N0 bis 36Y0 im Fahrzeugschein aufführen. Sie erfüllen die Bedingungen der Schadstoffklasse Euro 6.

Schadstoffklassen nach Schlüsselnummern

Euro 1

Schlüsselnummern: 01, 02, 03, 04, 09, 11, 12, 13, 14, 16, 18, 21, 22, 77

Euro 2

25, 26, 27, 28, 29, 34, 35, 40, 41, 49, 71

Euro 3

30, 31, 36, 37, 42, 44, 45, 46, 47, 48, 49, 50, 51, 52, 53, 54, 55, 56, 57, 58, 59, 60, 61

Euro 4

32, 33, 38, 39, 43, 62, 63, 64, 65, 66, 67, 68, 69, 70

Euro 5

35AO bis 35EO (Euro 5a), 35FO bis 35MO (Euro 5b)

Euro 6

36NO bis 36VO

Euro 6b

36WO bis 36YO (Prüfung nach NEFZ); 36BA bis 36BC (Prüfung nach WLTP)

Euro 6c

36ZA bis 36ZF (Prüfung nach NEFZ); 36AA bis 36AF (Prüfung nach WLTP)

Euro 6d-TEMP

36ZG bis 36ZI (Prüfung nach NEFZ); 36AG bis 36AI, 36BG bis 36BI (Prüfung nach WLTP)

Euro 6d

36ZJ bis 36ZL (Prüfung nach NEFZ); 36AJ bis 36AL (Prüfung nach WLTP)

Für den Umweltschutz: Die Fahrverbote werden immer strikter

Seit dem Jahre 2008 dürfen Gemeinden Fahrzeuge ohne Umweltplakette die Einfahrt verbieten. Für Fahrer älterer Modelle sind die hohen Umweltnormen ohne Filter nicht zu erreichen, so muss entweder nachgerüstet werden oder man muss „draußen“ bleiben. Wer sich nicht dranhält, zahlt 40 Euro und bekommt einen Punkt in Flensburg angeschrieben.

Da ab 1. September 2011 die neue, verschärfte, Abgasnorm Euro 5b in Kraft trat und ab September 2014 Euro 6 verbindlich für alle Neuwagen, wurde das Autofahren erheblich teurer. Die Mehrkosten für Dieselfahrzeuge, die die Euro 6 Abgasnorm erfüllen, liegen zwischen 1 200 bis 3 000 Euro.

Die neuen Umweltstandards werden nur durch die Filter erreicht, die von der Motorsteuerung unterstützt werden, also eine höheren Verbrauch in Anspruch nehmen.

Auf diese Diesel-Fahrverbote muss man sich einrichten

Die Maßnahmen der Bundesregierung zur Überwachung von Diesel-Fahrern stoßen im Bundestag nicht gerade auf Begeisterung. Dennoch hatte das Bundesverwaltungsgericht bereits 2018 entschieden, dass Fahrverbote als letztes Mittel möglich sein sollen, um die Luftqualität in mit Stickoxiden belasteten Gebieten zu verbessern.

Im Beschluss hieß es, die Fahrverbote können für alle Fahrzeuge gelten, die unterhalb der Schadstoffklasse Euro 6 eingestuft werden. Diese strikten Verbote sollen jedoch so kurz wie möglich gelten und nur auf einzelne Straßen angewendet werden. Verhältnismäßigkeit und Zumutbarkeit der Betroffenen seien zu berücksichtigen.

Hier existiert demnach ein Unterschied zu den Fahrverboten in Umweltzonen oder Innenstädten. Diese dürfen bisher nur für ältere Diesel bis Euro 4 gelten. Erst am September 2019 kämen Verbote für neuere Diesel ab Euro 5 in Betracht.

Die Bemühungen der Bundesregierung kommen natürlich nicht von ungefähr. Die EU-Kommission klagte bereits gegen Deutschland und andere EU-Staaten aufgrund der Überschreitung festgelegter Grenzwerte für Luftqualität. Auch entsprechende Maßnahmen der Bundesregierung wurde nicht erkannt. Zu welcher Konsequenz das Verfahren führt, steht noch in den Sternen. Bis zu einem Entschluss können Jahre vergehen. Die Botschaft aber ist angekommen und Maßnahmen wie Fahrverbote werden damit in Deutschland wahrscheinlicher.

Ist mein Diesel noch legal und wo kann ich noch damit fahren?

Ja, alle in Deutschland zugelassenen Diesel-Fahrzeuge sind legal unterwegs. Erst wenn das Kraftfahrtbundesamt eine Rückruf-Aktion einberufen sollte, um ein Software-Update oder eine Motorenumrüstung durchführen zu lassen, müssen Sie diesem nachkommen. Ansonsten könnte die Betriebserlaubnis nachträglich entzogen werden.

Städte mit erhöhter Schadstoffbelastung planen kurz- oder mittelfristig Fahrverbote für Dieselfahrzeuge. Die Möglichkeit solche zu verhängen, gilt seit der Entscheidung des Bundesverwaltungsgerichts von Februar 2018. Die Folge waren Klagen der deutschen Umwelthilfe gegen zahlreiche deutsche Städte. Verbote gelten bisher in Hamburg und Stuttgart, drohen aber in Essen, Berlin, München, Düsseldorf, Köln, Bonn, Aachen, Gelsenkirchen, Frankfurt am Main, Mainz, Reutlingen, Darmstadt, Limburg, Wiesbaden, Dortmund, Bochum, Düren, Paderborn, Offenbach, Heilbronn, Ludwigsburg, Backnang, Esslingen und Marbach. Auch wenn es in einigen Städten noch kein abschließendes Gerichtsurteil gab.

Regelung bei Neuzulassungen von Dieselfahrzeuge

Beim Kauf eines Dieselautos sollten Sie die Regelungen zur Neuwagenzulassungen im Blick behalten. Ab dem 01.09.2019 müssen alle neu zugelassenen Autos die Abgasnorm Euro 6d-TEMP erfüllen. Ein neuer Diesel, der dieser Abgasnorm gerecht wird, sollte ausreichend Schutz geben bezüglich kommender Fahrverbote. Das letztmögliche Zulassungsdatum für einen Neuwagen mit Euro 6d-TEMP ist der 31.12.2020. Fahrzeuge mit der Abgasnorm Euro 6c können übrigens noch bis 31.08.2019 neu zugelassen werden. Ab dem 01.01.2021 wird für Neuwagen schließlich die Abgasnorm Euro 6d verpflichtend. Ein letztmögliches Zulassungsdatum ist aktuell (23.01.2019) noch nicht entschieden.

Bedenken Sie, dass die Termine für eine letztmögliche Zulassung nur für Neuwagen gilt. Möchten Sie Ihren Diesel später verkaufen, spielt die Abgasnorm für den Käufer keine Rolle.

Mit Abgasnorm Euro 6 geschützt vor Fahrverboten?

Nach Angaben der Deutschen Umwelthilfe seien die Fahrverbote für die Abgasnormen 1 bis 5 nur der erste Schritt. Sind die ersten Verbote erstmal ausgerollt und in Kraft, folgen in den kommenden Jahren auch Fahrverbote für Euro-6-Diesel.

Sind alte Diesel wirklich Schuld an allem?

Da die Luftverschmutzung vor allem in viel befahrenen Innenstädten erhöht ist, legt die Vermutung mehr als nah, dass alte Diesel mit ihren höheren Emissionen große Mitschuld tragen. Immer wieder werden aber auch Expertenstimmen laut, die Industrie und Lkw in der Hauptverantwortung sehen.

Dies noch jungen Erfahrungen mit den punktuell durchgeführten Fahrverboten zeigen gemischte Ergebnisse. So berichtete die WELT, dass die Stickoxid-Belastung in der Hamburger Stresemannstraße von 48 auf 45 Mikrogramm pro Kubikmeter sank, doch in der Max-Brauer-Allee keinerlei Verbesserung festzustellen war. Seitens der Opposition in der Hansestadt wurden Stimmen laut, dass diese minimalen Effekte in keinem Verhältnis zu den Nachteilen der Autofahrer stehen würden.

Bei französischen Herstellern wie Peugeot und Citroen wird in einem Extratank ein Additiv verwendet; durch eine Dieselnacheinspritzung über die Motorsteuerung wird eine höhere Abgastemperatur erreicht, wodurch die Ablagerungen im Filter verbrannt werden. Damit geht ein erhöhter Verbrauch von ca. 5 % einher. Nach gefahrenen 100 000 Km ist das Additiv verbraucht und wird kostenlos ersetzt, inklusive einer gründlichen Reinigung des Filters.
Bei Anbietern wie Mercedes, BMW, Opel, Ford und Toyota wird ohne Additiv gearbeitet, das Abgas muss hier einen Katalysator durchlaufen, die Abgastemperatur wird durch zusätzliche Kraftstoffeinspritzung, Abgasrückführung, Ansaugluftdrosselung und Ladedruckregelung erhöht, so dass der Ruß verbrannt werden kann.

Eine andere Technik bietet der Nebenstromfilter, wobei das Abgas über poröses Material geleitet wird, an dem es hängen bleibt. Diese Filter sind verbrauchsneutral und wartungsfrei, der Wirkungsgrad ist allerdings nicht so hoch wie bei dem Wandstromprinzip, und wird häufig bei älteren Modellen eingesetzt.

Sollte ich noch einen Diesel kaufen?

Nach den vielen Skandalen um den Dieselantrieb, fragen sich Autofahrer zurecht, ob Sie sich beim nächsten Autokauf überhaupt noch einen Diesel zulegen sollen. Der VW-Skandal (millionenfach manipulierte Abgasreinigungswerte, Betrugssoftware, umstrittene Tests) kostete nicht nur Volkswagen sondern der gesamten Branche Milliarden von Euro. Das Image des Antriebs und die gesetzlichen Konsequenzen haben die deutschen Diesel-Neuzulassungen bereits von knapp 50 Prozent auf knapp 33 Prozent (Kraftfahrt-Bundesamt) abfallen lassen.

Klar ist, je älter der Diesel ist, den sie planen zu kaufen, desto höher die Wahrscheinlichkeit, dass Sie von zukünftigen Fahrverboten in verkehrsbelasteten Metropolen betroffen sind. Insbesondere die Euro-1 bis- Euro-5-Diesel sind davon betroffen. Zwar sind für Euro-5-Fahrzeuge Software-Updates geplant, die den Schadstoffausstoß reduzieren sollen, wann die Umrüstung aber beginnen soll und welche Hersteller die Kosten dafür übernehmen, steht noch in den Sternen. Klar ist auch, für die in 2019 kommenden Fahrverbote kommen die Updates zu spät.

Sollten Sie auch in zukünftig nicht planen, vermehrt in verkehrsreiche (und damit emissionsbelasteten) Stadtzentren zu fahren, spricht nichts gegen den Kauf auch eines älteren Dieselfahrzeugs. Abseits von all den Skandalen bleibt der Diesel immer noch ein sehr wirtschaftlicher Antrieb, allein aufgrund der günstigeren Spritpreise.

Wer zukünftig abseits aller Fahrverbote absolute Flexibilität behalten möchte, sollte beim Kauf eines Dieselfahrzeugs jedoch auf die neue Norm Euro-6d-TEMP achten.