Es stimmt, ein Elektroauto ist weniger wartungsintensiv und dadurch auch wesentlich kostengünstiger bei Serviceleistungen. Mittlerweile sind kleine oder Mittelklasse-Modelle eines Elektroautos auch dank der Innovationsprämie nicht teurer als ein vergleichbares Verbrennermodell. Man kann sowohl bei der Anschaffung als auch beim „Tanken“ bzw. Aufladen und bei der Wartung bares Geld sparen. Allerdings ist nicht jede Werkstatt qualifiziert um den Service an Elektrofahrzeugen durchzuführen. Hersteller müssen vermehrt für standardisierte Lösungen sorgen als es zum jetzigen Zeitpunkt noch der Fall ist. Stromer können bisher nur in Werkstätten repariert werden, deren Fachpersonal über eine Qualifikation für “eigensichere Hochvoltfahrzeuge” verfügt. Trotzdem möchten wir einmal erklären, welche Teile eines Elektroautos gewartet werden müssen und warum es insgesamt kostengünstiger ist.

Mechaniker repariert Elektroauto
   

Aus welchen Bauteilen besteht ein Elektroauto (nicht)

Vom Aufbau und den Funktionen her ist ein Elektroauto viel einfacher gestrickt als vergleichbare Verbrenner-Modelle. In einem herkömmlichen Verbrennungsmotor sind im Durchschnitt um die 1.400 Teile verbaut, während es bei einem Elektromotor gerade einmal ca. 200 sind, was eine ziemliche Einsparung an Material ist. Die bekanntesten Bauteile, die ein Elektroauto nicht mehr braucht, sind dabei der Ölfilter, Zündkerzen, Zahnriemen, Wasserpumpe, Kühler, Kupplung und auch die komplette Auspuffanlage fällt weg. Dies sind alles Teile, die in regelmäßigen Intervallen ausgetauscht werden müssen, weil sie mit der Zeit verschleißen. Gerade der Zahnriemen und die Wasserpumpe verursachen dabei schon alleine Kosten zwischen 400 – 800 EUR und sind ab ca. 100.000 km dran. Kommt es zu einem Defekt der Kupplung und ist nur noch ein Austausch möglich, ist man schnell mal 2.000 EUR und mehr los. 

Ein Elektroauto besteht dagegen gerade mal aus der Karosserie, dem Elektromotor (manchmal auch zwei), den Akkus, einem einfachen 1-Gang-Automatikgetriebe (es gibt auch Modelle wie den Porsche Taycan mit einem 2-Gang-Automatikgetriebe) und der Leistungselektronik.

 

Welche Teile müssen dann noch gewartet werden?

Die Elektrik und Elektronik sind zwar grundsätzlich wartungsfrei, dies bedeutet aber nicht, dass sie nicht anfällig für etwaige Fehler wären. Auch hier kann es zu Ausfällen kommen, weshalb man es bei einer Inspektion definitiv durchchecken lassen sollte. Auch ein Elektrofahrzeug ist mit einem ganz normalen Bremssystem ausgestattet, das mit der Zeit verschleißt, allerdings etwas langsamer. Durch einen sehr effizienten Einsatz der Rekuperation in Elektrofahrzeugen werden hier die Bremsen etwas geschont. Dem Elektromotor schadet ein Blick vom Fachmann ebenfalls nicht. Hier passiert aber das meiste wohl über Software-Updates.

Ein regelmäßiger Service ist bei Verbrennern wie auch den Elektroautos nötig. Allerdings unterscheiden sich bei der Inspektion Bedarf und Aufwand von Hersteller zu Hersteller. Dem Fahrer eines Teslas wird dabei nicht viel abverlangt und Druck gemacht. Hier sieht der Hersteller keine bestimmten Pflichttermine vor und rät seinen Kunden, lediglich alle zwei Jahre eine Inspektion durchführen zu lassen.

Die meisten Hersteller schreiben einen jährlichen Service vor oder orientieren sich nach gefahrenen Kilometern. Das ist bei Verbrenner-Modellen nicht viel anders und kommt auf den Hersteller an.

 

Warum ist die Wartung eines Elektroautos günstiger?

Die Kosten sind natürlich abhängig vom Hersteller, dennoch müssen generell bei einem Elektroauto erheblich weniger Teile gewartet werden. Bei Verbrennern wird es teurer durch Elemente wie einen Ölwechsel, weil fünf Liter frisches Öl schon zwischen 60 und 100 EUR kosten. Auch einen Kraftstofffilter oder die Zündkerzen müssen in einem E-Auto nicht ausgewechselt werden, weil diese Teile schlichtweg nicht mehr vorhanden sind. Luftfilter oder die Scheibenwischerflüssigkeit inkl. Wischerblätter müssen aber auch noch bei einem E-Auto ausgetauscht werden. Das treibt aber bei weitem den Preis nicht in die Höhe.

Akku kaufen oder mieten?

Eine Besonderheit sind die Akkus von Elektroautos, denn diese verschleißen ähnlich wie für elektronische Geräte üblich und büßen mit der Zeit an Gesamtkapazität ein. Die Lösung der Hersteller sieht bisher so aus, dass der Kunde bei einem Neukauf eines E-Autos (nicht immer) die Wahl hat, den Akku entweder mit zu kaufen und später in einer Art Pfandsystem zu tauschen. Was aber direkt am Anfang zu erheblich höheren Kosten führen kann. So verlangt Nissan für einen Leaf einen Aufschlag von 5.900 EUR für die Batterie. Bei Renault und ihrem Kleinwagen ZOE sind es sogar satte 8.000 EUR Mehrpreis bei einem Neuwagenkauf. Entschließt man sich, den Akku zu kaufen oder hat gar nicht erst die Wahl ihn zu mieten, und geht dieser dann außerhalb der Garantiezeit kaputt, bleibt man auf den hohen Kosten sitzen. Bei guter Pflege kann so ein Akku aber bis zu zehn Jahre halten.

Oder man entscheidet sich, wenn man denn die Wahl hat, den Akku direkt vom Hersteller zu mieten. Die Miete wird dann monatlich und meistens gestaffelt nach der jährlichen Fahrleistung des Autos abgerechnet. Der Vorteil des Mietens besteht darin, dass die hohen Anschaffungskosten wegfallen und der Hersteller die Batterie bei einem Defekt jederzeit austauscht.

Hier kommt es wahrscheinlich auf die Art der Nutzung des Fahrzeugs an, welches System sich für den Einzelnen mehr lohnt. Für jemanden, der sein E-Auto wenig fährt, könnte ein Abo-Modell nach einer gewissen Laufzeit teurer werden als der einmalige Kauf der Batterie.

 

Wartungsintervalle und Wartungskosten eines E-Autos

Der Vorteil der Digitalisierung, die auch vor der Automobilbranche nicht Halt macht, ist gerade bei den neuen E-Fahrzeugen hervorzuheben. Denn für eine Wartung oder Inspektion muss man nicht immer zwingend in die Werkstatt fahren. 

Bei Volkswagen wird die Wartung mittels OTA (over-the-air) immer beliebter und es ist geplant, den Service in Zukunft weiter auszubauen. VW möchte aber die Wartung von Herstellerseite in der Werkstatt nicht völlig ausschließen, weil Verkehrssicherheit auch weiterhin z. B. nur durch einen Bremsencheck vor Ort gewährleistet werden kann. 

Die Wartungsintervalle fallen recht unterschiedlich aus. Bei Renaults E-Autos soll einmal im Jahr eine Inspektion stattfinden und die Kosten sind auch mit ca. 120 EUR richtig günstig. Kia und Nissan verlangen auch eine regelmäßige Inspektion alle 15.000 km und geben an, dass die Kosten nur halb so hoch sind wie bei bisherigen Verbrennern. Volkswagen verlangt nach 30.000 km einen Termin für die kleine Inspektion, bei der lediglich der Innenraumfilter gewechselt wird. Nach 60.000 km wird die große Inspektion fällig und dann auch die Bremsflüssigkeit ausgetauscht. Der Vorreiter in der E-Mobilität Tesla schreibt seinen Kunden gar keine Intervalle mehr vor, spricht seinen Kunden aber eine Empfehlung aus, alle zwei Jahre eine Inspektion durchführen zu lassen. Tesla nutzt auch bereits intensiv die Möglichkeiten eines Software-Updates OTA, um neue Funktionen freizuschalten oder Fehler zu beheben.

Allgemein kann man davon ausgehen, dass die Inspektionen mit einem E-Auto in Zukunft kostengünstiger ausfallen. Auch wenn man nicht umhinkommt, weiterhin eine Werkstatt aufzusuchen, um die Bremsen, Stoßdämpfer oder Flüssigkeiten zu warten, werden die Kosten überschaubar bleiben, weil durch die Reduzierung der Bauteile einfach weniger verschleißen kann!

 
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